Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Nachbarn,

nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, mein Mandat im Abgeordnetenhaus zum 30. September 2025 niederzulegen. Damit gehen für mich in wenigen Wochen knapp 20 Jahre in der aktiven Politik für unseren Bezirk zu Ende. Nach zehn Jahren als Bezirksstadtrat im Bezirksamt von Marzahn-Hellersdorf war ich anschließend neun Jahre als Ihr direkt gewählter Abgeordneter für Biesdorf, Marzahn-Süd und Friedrichsfelde Ost tätig.

Warum habe ich diese Entscheidung getroffen? Nach einer so langen Zeit in Verantwortung, die mir Freude bereitet und Erfüllung gegeben hat, weil wir gemeinsam sehr viel bewegen konnten, die aber gleichzeitig auch viel Kraft und Ressourcen gekostet hat, habe ich mir bereits vor Monaten die Frage gestellt, wie meine nächste Lebensetappe aussehen soll. Für mich persönlich war und ist ein politisches Mandat immer ein Amt auf Zeit. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Ämter im Bezirk und im Abgeordnetenhaus vergleichsweise lange ausüben durfte. Einfluss auf meine Zukunfts-entscheidung hat jedoch auch die Tatsache, dass ich in diesem Jahr Vater geworden bin und mich daher auch gegenüber meiner kleinen Familie in der Verantwortung sehe.

Mit meiner Entscheidung, im Jahr 2026 nicht noch einmal anzutreten, war für mich auch klar, einem Nachfolger die Chance zu geben, sich rechtzeitig einarbeiten zu können.

Ein weiteres Thema hat sich für mich in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den Fokus geschoben: der Umgang unserer Gesellschaft mit älteren Menschen. Dieses Land wurde gerade auch in den neuen Bundesländern durch Menschen aufgebaut, die hart gearbeitet haben und etliche Entbehrungen ertragen mussten. Diese Generationen sind heute im Rentenalter. Und seien wir ehrlich: Die Politik geht mit diesen Menschen heute wenig würdevoll und oft ruppig um. Das ist nach meiner Überzeugung nicht nur unverdient, sondern auch unredlich. Daher möchte ich mich künftig mit ganzer Kraft für die „Alten“ engagieren – konkret in den Feldern Gesundheitsversorgung, Pflege und selbstbestimmtes Leben.

Gestatten Sie mir, dass ich an dieser Stelle einige zentrale Punkte benenne, die wir in unserem Bezirk – auch weil Sie uns stets engagiert unterstützt haben, umsetzen konnten und die das Leben hier lebenswerter gemacht haben. Wir konnten dringend benötigte zusätzliche Schulplätze schaffen und die Schulsituation mancherorts verbessern, etwa durch die Erweiterung des Otto-Nagel-Gymnasiums oder die Mensa für die Strauß-Grundschule. Die Entwicklung und der Bau des CleanTech-Business-Parks, die Vorbereitung und Durchführung der Internationalen Gartenausstellung, der Bau der Seilbahn – die anfänglich noch so viele Kritiker hatte oder die Befestigung der Straßen in unseren Siedlungsgebieten mit provisorischen Fahrbahnen, die bis dahin nur Sandwege waren.

Je komplizierter ein Vorhaben war, umso mehr weiß man anschließend, das Gelingen zu schätzen.

Erinnern Sie sich? Niemand hat doch im Jahr 2011 daran geglaubt, dass wir das ungerechte, von Rot-Rot beschlossene Straßenausbaubeitragsgesetz abschaffen würden. Aber es ist uns gemeinsam mit unserem damaligen Abgeordneten und Senator Mario Czaja auf Landesebene gelungen!

Ein großes Projekt hat unglaublich viel Kraft gekostet: die Planung und Errichtung der Tangentialen Verbindung Ost zwischen der B1/B5 und der Straße An der Wuhlheide. 2007 haben wir mit den ersten Gesprächen und Untersuchungen zur Machbarkeit begonnen und wir sind unglaublich weit gekommen: Das Ende des Planfeststellungsverfahrens und damit die „Baugenehmigung“ für die TVO stehen kurz bevor. Der nächste große Schritt ist nun der Bau. Klar ist in den letzten Monaten geworden, dass ungeachtet aller Versprechen in der Vergangenheit der Bau mit Grünen und Linken in Berlin nie und nimmer kommen wird. Ich glaube, dass viele dieser Politiker gar nicht verstehen, dass es nicht nur um eine Umgehungsstraße und die Anbindung der wachsenden Gewerbegebiete im Ostteil der Stadt geht. Es geht auch darum, ein Zeichen zu setzen, dass größere Investitionen auch östlich des Brandenburger Tors umgesetzt werden. Die Wahlen in Berlin im Jahr 2026 werden entscheiden, ob die TVO dann auch gebaut wird.

Viele der positiven Dinge, die uns im Bezirk gelungen sind, durfte ich mit den damaligen Bezirksbürgermeistern Dagmar Pohle (Die Linke) und später mit Stefan Komoss (SPD) umsetzen. Im Rückblick kann ich sagen: Beide waren stets verlässliche Partner und Persönlichkeiten. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, haben wir mit dem Ziel gehandelt, dass der Bezirk am Ende einer Amtsperiode besser dastehen sollte als vorher. Dann gab es einen kurzen, intensiven Wahlkampf. So muss Kommunalpolitik sein. Leider haben sich die Zeiten inzwischen auch bei uns im Bezirk geändert. Es wäre besser, wir blieben hier beim Miteinander – über alle Parteigrenzen hinweg!

Wie geht es weiter, wenn ich das Mandat niedergelegt habe? Sie müssen keine Sorge haben, dass dann ein Betreuungs- und Zuständigkeitsvakuum eintritt. Das Mandat übernimmt mit Johannes Martin, ein gestandener Bezirkspolitiker, der an der Spitze der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung steht und auch bereits Erfahrungen als Bezirksstadtrat sammeln konnte. Er tritt in das Mandat deshalb ein, weil er der nächste Kandidat auf der Bezirksliste der CDU ist, die zur letzten Abgeordnetenhauswahl aufgestellt wurde. Er ist daher der reguläre Nachrücker. Mit Johannes Martin werden Sie einen Nachfolger und Ansprechpartner vor Ort haben, wie man ihn sich nur wünschen kann. Er ist einer der fleißigsten und integersten Menschen, die ich kenne. Er wohnt mit seiner Familie hier, seine Kinder gehen hier zur Kita und er kennt die Themen vor Ort aus seiner langen kommunalpolitischen Arbeit im Bezirk.

Meine Bitte ist: Begegnen Sie Johannes Martin mit offenem Herzen und schenken Sie ihm Ihr Vertrauen! Er wird sich in den nächsten Monaten bei Ihnen vorstellen und ab sofort Ihr Ansprechpartner für alle großen und scheinbar kleinen Anliegen sein. Sie erreichen ihn in meinem bisherigen Bürgerbüro an der Poliklinik am ukb und unter der Mailadresse buero@martin.berlin.

Ich scheide zwar aus dem Abgeordnetenhaus aus, bleibe dem Bezirk und meiner Partei aber selbstverständlich im Ehrenamt verbunden.

Ich möchte mich herzlich für Ihre langjährige Unterstützung bedanken.

Herzliche Grüße

Ihr

Christian Gräff